Viele Franchise-Systeme werben damit, dass Existenzgründungen im Franchising sicherer seien als der Start in die Selbstständigkeit in Eigenregie. Wissenschaftlich belegt ist dies bislang bestenfalls für qualitätsgeprüfte Franchise-Angebote. Doch nicht für jeden Existenzgründer ist eine Franchise-Partnerschaft die richtige Wahl: Denn neben Vorteilen gibt es auch Einschränkungen, mit denen Franchise-Gründer zurechtkommen müssen.
Existenzgründer, die über eine Franchise-Partnerschaft nachdenken, sollten daher nicht nur die Franchise-Angebote prüfen, sondern auch die individuelle Eignung unter die Lupe nehmen. Wie alle Existenzgründer müssen sich auch Franchise-Nehmer darüber im Klaren sein, dass sie trotz aller Unterstützung von der jeweiligen Systemzentrale zunächst selbstständige Unternehmer sind. Wer bisher als Angestellter gearbeitet hat, wird als Unternehmer unter Umständen geregelte Arbeitszeiten, Urlaubsansprüche und ein sicheres Einkommen vermissen. Auch die Frage, ob man über typische Gründereigenschaften wie Durchsetzungsvermögen, Ausdauer und Führungsqualitäten verfügt, sollte klar mit Ja beantwortet werden können. Ebenfalls wichtig: Bringen Sie die sozialen Voraussetzungen für eine Franchise-Gründung mit? Steht z. B. Ihre Familie voll hinter Ihren Plänen? Sind Sie willens, u. a. private Zeit und privates Geld in Ihre Gründung zu investieren? Reichen ihre körperlichen und mentalen Kräfte für eine Existenzgründung? Kommen Sie mit dem Umfeld, in das Sie Ihre Gründung führt, gut zurecht?
Weniger unternehmerische Freiheit
Franchise-Gründer sollten sich zudem bewusst machen, dass unternehmerische Freiheiten anders als bei Gründungen in Eigenregie in Franchise-Netzwerken beschränkt sind. Besonders wichtig für Franchise-Gründer ist es daher, sich voll mit dem Franchise-System als Ganzem identifizieren zu können – sowohl, was die Produkte und Services betrifft, als auch in Hinsicht auf die Unternehmenswerte, die Struktur des Franchise-Systems, andere Franchise-Partner und die Mitarbeiter der Systemzentrale.
Franchise-Gründer können Qualifikationsmängel leichter beheben
Hinterfragen Sie in jedem Fall Ihre fachlichen Qualifikationen. Verfügen Sie schon über das nötige Fachwissen? Können Sie sich schnell in neue Themen einarbeiten? Lassen sich mögliche Qualifikationsmängel ausgleichen? Im Gegensatz zu Existenzgründern, die sich in Eigenregie selbstständig machen, können Franchise-Gründer hier oft von Schulungen durch die Systemzentrale, dem Austausch innerhalb des Franchise-Netzwerks und bewährten Verfahrensweisen des Systems profitieren.
Franchise-Gründungen sind nicht unbedingt billiger
Eine Franchise-Partnerschaft darf zudem nicht mit einer Lizenz zum Geld-Drucken verwechselt werden. Prüfen Sie deshalb unbedingt auch Ihre finanzielle Voraussetzungen für eine Franchise-Gründung und bedenken Sie, dass neben anfänglichen Franchise-Gebühren und Investitionskosten auch ein Teil Ihrer Einnahmen an das Franchise-System abgeführt werden muss. Viele Franchise-Systeme lassen sich zudem spezielle Leistungen für Franchise-Nehmer gesondert bezahlen. Deshalb sollten bei der Erstellung des Businessplans stets auch Kosten eingerechnet werden, die in der ersten Gründungsphase nicht unbedingt in den Blick genommen werden. Vorsicht ist auch geboten, wenn das Franchise-System mehr oder weniger vorgefertigte Businesspläne bereitstellt. Ein Businessplan sollte immer unabhängig überprüft werden. In manchen Fällen lässt sich mit den Investitionen in eine Franchise-Partnerschaft durchaus auch eine eigenständige Gründung realisieren – etwa mit Unterstützung von selbst gewählten Beratern und Dienstleistern.
Mehrere hilfreiche Checklisten zu Ihrer Eignung als Franchise-Gründer und weitere Informationen zum Thema Franchise-Gründung stehen zum Beispiel unter www.franchiseportal.de bereit.
Ich sehe eigentlich keinen großen Unterschied zwischen einer individuellen Gründung und einer Franchisegründung, was die Überlegung angeht: „Bin ich ein Unternehmer?“
Ein Problem, sowohl beim einen wie beim anderen, kann sein, dass man es letztlich nicht wissen kann, wenn man es nicht probiert hat.
Es ist vielleicht nicht statistisch bewiesen, aber ich vermute, dass Affinität zur Selbstständigkeit oft durch das Umfeld (z.B. Eltern) entsteht. Andererseits gibt es statistisch gesehen Abhängigkeiten zwischen der Anzahl der Existenzgründungen und der allgemeinen wirtschaftlichen Lage. Werden viele Menschen entlassen, gibt es mehr Existenzgründungen – und die sind sicher oft nicht aus freien Stücken gewählt und lassen die Eignung in den Hintergrund treten.
Problematisch wird es insbesondere im Franchise, wenn die Eignung seitens der Franchisevermittler oder Franchisegeber per Bewerbungsprozess zwar eingeschätzt wird, aber wenn am Ende mögliche Bedenken wirtschaftlichen Überlegungen weichen.
Wenn die Parole ausgegeben wird: „Alles, was Sie als Unternehmer brauchen, bringen wir Ihnen bei“, sorgt beim Bewerber für ein Gefühl der relativen Sicherheit, die auch die Selbsteinschätzung beeinflusst.
Der Franchisegeber nimmt viel Geld dafür, dass er einen Bewerber in der Kombination mit seinem Angebot erfolgreich machen kann (OK, das ist keine Garantie aber ein Versprechen). Das heißt aber auch, dass nur er das „volle Paket“ dieser Verbindung kennt, er hat also eine erhebliche Verantwortung bei der Auswahl eines Bewerbers. Alles auf den Bewerber abzuwälzen, ist bedenklich.
Finanzielle Voraussetzungen und Notwendigkeiten ergeben sich aus den Überlegungen und Planungen für die Startphase.
Natürlich weiß der Bewerber z.B. über seine Lebenshaltungskosten am besten Bescheid, aber welche finanziellen Mittel in der Startphase von Franchisenehmer aufgebracht werden müssen, muss klar und verbindlich allein vom Franchisegeber kommen. Im Artikel ist ja erwähnt, dass das Korsett eines Franchisenehmers enger sitzt als bei einem freien Unternehmer.
Wenn Kosten erst bei den Schulungen und Erst-Trainings offenbar werden, ist es für den Bewerber zu spät, dann hat er ja meistens bereits einen Vertrag unterschrieben.
Was ich in jedem Fall vom Bewerber in der Bewerbungsphase verlangen muss, ist Ehrlichkeit und wahre Angaben. Aber das gilt in gleichem Maße für den Franchisegeber, sowohl was die Angaben zum System angeht, als auch, was die Eignung des Bewerbers aus seiner Sicht angeht.
Die von Ihnen gewählte Überschrift des Artikels ist irreführend und falsch. Sagt sie doch aus, bei einer Franchise-Gründung handelte es sich nicht um eine eigene Existenzgründung.
Hallo Herr Brodersen,
danke für den Hinweis. Ich habe eine neue Formulierung gewählt.
Viele Grüße
Michael Zinnäcker
Vielen Dank für die schnelle Reaktion.
Beste Grüße
Torben Brodersen